Ein Abschied

Dicht und dick hängt der Nebel morgens in den Straßen, macht die Welt klein, hüllt sie ein, wie ich mich in meine Decke. Draußen klappen die Tartuerinnen ihre Kragen nach oben, immer öfter sehe ich jetzt Handschuhe, Mützen, dicke Jacken, rieche die schwere Luft, wenn in den Häusern die Kamine befeuert werden. Es ist Herbst geworden.

Jeden Tag steht die Sonne ein bisschen tiefer, verfärben sich die Blätter rot und gelb und braun. Die Nächte? Längst wieder pechschwarz. Mehr als fünf Monate sind vergangen, seit ich in Tartu aus dem Zug gestiegen bin.

Zeit, zurückzublicken. Zeit, Abschied zu nehmen.

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Deutsche Sprache, schwere Sprache

„Kannst du mir ein Obst sagen?“

„Die Trauben“, sagt ein Junge, und rollt dabei das R.

„Apfel“, sagt ein Mädchen in der letzten Reihe.

„Mit Artikel“

„Das … die …“, sucht das Mädchen nach der Lösung.

„Die Orange, die Birne, die Erdbeere, aber der Apfel. Warum? Keine Ahnung“, sagt Heidi Rajamäe-Volmer und zuckt mit den Schultern.

Deutsche Sprache, schwere Sprache, steht auf einem Blatt Papier an der Wand, darunter Bilder von Eierkuchen, Kartoffelsalat und Erbsensuppe. Rezepte in wackeliger Kinderschrift, neben einer Deutschlandkarte.

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